Das Corona Virus - tagtäglich stellt es uns vor neue Herausforderungen und verändert unsere Gesellschaft, unser Zusammenleben und unseren Alltag. Davon bleiben natürlich auch Freiwilligendienste und das VAMOS-Programm nicht unberührt. Vieles hat sich seit Anfang des letzten Jahres geändert, für die 10 Freiwilligen aus Peru, ihre Gastfamilien, die Einsatzstellen, für das Organisationsteam, für jeden von uns.
Mit Beginn der Ersten Welle im März 2020 kamen viele Fragen und mit ihnen vor allem sehr viel Ungewissheit auf: Muss der Freiwilligendienst des Jahrganges 2019/2020 abgebrochen werden? Kann er eventuell verlängert werden? Können die Freiwilligen wie geplant im August zurückreisen, jedoch mitten in die Erste Welle in Peru? Wie könnte ihre Tätigkeit in den Einsatzstellen fortgeführt werden? Diese und viele andere Fragen haben zu Neuerungen, noch intensiverer Arbeit, Reflektion und Umdenken im VAMOS Programm geführt. Nachdem den Freiwilligen anfangs kaum konkrete Aussichten geboten werden konnten, kam die Entscheidung, den Freiwilligendienst bis Februar 2021 zu verlängern. Zum ersten Mal in der Geschichte von VAMOS dauerte der Freiwilligendienst also eineinhalb Jahre statt nur einem Jahr.
Neben Änderungen in Visa-Angelegenheiten und den Verträgen, mussten auch die Seminare für die Freiwilligen Corona-konform umgestaltet werden. Statt in einem Seminarhaus mit viel Raum für persönliche Begegnungen, fanden die Seminare online statt, wodurch die Freiwilligen weniger Möglichkeiten hatten, ihre Mitfreiwilligen besser kennen zu lernen. Doch genau dieser persönliche Austausch war eigentlich immer eine sehr wichtige Konstante im Freiwilligenjahr.
Vor allem hat sich die Tätigkeit in den Einsatzstellen verändert. Gerade hatten sich die Freiwilligen eingelebt, waren dabei, ihren Platz zu finden, aus sich herauszukommen und Freundschaften zu knüpfen, da kam der Lockdown. Manche Einsatzstellen wurden geschlossen; manch andere konnten im Homeoffice weiterarbeiten. Trotz dieser Umstände sind viele innovative und kreative Ideen entstanden, um die Zeit des Lockdowns zu überbrücken. So wurden im Mehrgenerationenhaus EBW in Freiburg, in dem Arlim als Freiwillige tätig war, an der frischen Luft immer wieder Basteltüten und Kaffee an die älteren Bewohner*innen verteilt. Laut Arlim hat sich die Dynamik im Freiwilligenzentrum sehr verändert. Es haben sich viele Türen geschlossen, aber auch neue Wege geöffnet. Kontakte mussten auf ein Minimum reduziert und Angebote storniert werden. Als Ausgleich wurden neue Angebote über Zoom ins Leben gerufen oder in sehr kleinen Gruppen organisiert. Eine weitere Herausforderung stellte die persönliche Wohnsituation und Freizeitgestaltung dar. Jede Familie hat anders auf die Kontaktbeschränkungen reagiert, manche sind dadurch näher zusammengewachsen. In anderen Familien hat das ständige Beisammensein zu Problemen und auch Streit geführt. Die Freiwilligen, die in einer Gastfamilie gelebt haben, waren natürlich auch Teil davon. Manche haben eine noch engere Bindung zu den Gastfamilien aufgebaut. Doch war dies nicht bei jedem der Fall. Oscar hat in einer WG gelebt und hat sich auch sehr gut mit den Mitbewohner*innen verstanden. Allerdings sind die meisten Mitbewohner*innen während des Lockdowns zu ihren Familien gefahren und Oscar blieb so gut wie alleine in der WG zurück.
Die Freiwilligen konnten in dieser schweren Zeit nicht bei ihren Familien in Peru sein. Doch standen sie noch intensiver mit ihnen über die sozialen Netzwerke in Kontakt als zuvor. Die Sorge um die eigene Familie kennt jeder von uns mehr als genug. Manche haben daher auch ihre Familien in Peru finanziell unterstützt.
Nun, nach eineinhalb Jahren sind die Freiwilligen im Februar 2021 nach Peru zurückgeflogen. Einerseits war die Rückkehr durch beschränkte Einreisebedingungen, Quarantäne, Unsicherheit der Flüge usw. erschwert. Andererseits gab es auch emotionale Hürden. Ein um ein halbes Jahr verlängerter Freiwilligendienst bedeutet ebenfalls engere Freundschaften, mehr Bindung zum Gastland, sodass der Abschied umso schwerer fiel. Ebenso existierte die Ungewissheit bezüglich dessen, was sich in Peru verändert hat, nicht nur durch die vergangene Zeit, sondern auch pandemiebedingt.
In diesen dynamischen Zeiten hat und wird sich das Vamos-Programm weiterentwickeln. Vieles war schwer, doch wir versuchen, aus den Herausforderungen zu lernen und das Programm auch unter diesen besonderen Umständen noch besser zu gestalten. Vor kurzem ist der neue Freiwilligenjahrgang mit neun Freiwilligen aus Peru und zwei Freiwilligen aus Nicaragua in Deutschland angekommen. Wir wünschen diesem neuen Freiwilligenjahrgang eine tolle Zeit in Deutschland!