Zwischenseminar der VAMOS!-Freiwilligen

Empoderarnos! Uns selbst ermächtigen als Individuen in Kollektiven und als „Wir“ im Kollektiv stand im Mittelpunkt unserer ersten Zwischenseminars des Freiwilligenjahrgangs 2022/23.

Ob Gender, die Rolle auf der Arbeit, die Kommunikation in der Gruppe oder viele weitere Themen, immer wieder wurde das Ziel formuliert Selbstvertrauen aufzubauen. Diesem Wunsch sollte nachgegangen werden. Die eigene Geschichte erzählen dürfen und können, sich selbst aktiv als Teil von Gruppen wahrzunehmen, sich Wissen über gute Kommunikation und Machtstrukturen aneignen, um diese am eigenen Körper nachempfinden, benennen und verändern zu können, all das sollte unsere VAMOS!-Freiwilligen in der kurzen Seminarwoche dazu führen, gestärkt aus der Woche hervorzugehen und in sich selbst zu vertrauen. Hierfür galt es nicht nur an Wissen über sich selbst hinzuzugewinnen, sondern auch sich selbst zu hinterfragen, Dinge zu verlernen und sich für neue Strategien zu öffnen. Die einfühlende Gruppe, die sich stets gegenseitig den Rücken stärkte, wuchs hierbei von Tag zu Tag stärker zusammen und bildete eine wichtige Kraftressource, um sich fallen lassen zu können.

Teil der Gruppe waren die 10 Freiwilligen aus Nicaragua und Peru, die seit dem Spätsommer in ihren Einsatzstellen in Süddeutschland aktiv sind, Dania (Referentin von VAMOS!), Balbina (Referentin vom Südafrika-Programm) und Jan (Praktikant bei VAMOS!). Die – für alle Beteiligten – aufregenden Seminartage begannen am Montagmorgen mit dem gemeinsamen Aufbruch von Freiburg nach Bonndorf im Schwarzwald, wo im Martin-Gerbert-Haus das Seminar vom 07. bis zum 11.11.2022 stattfinden sollte.

Nach einem aktiven Kennenlernen startete der Nachmittag mit einem Kreativworkshop über das eigene Befinden in den ersten Monaten in Deutschland und endete mit einer Nachtwanderung im Wald. Gruppendynamik, Selbstwahrnehmung und Partizipation waren die Themen des Dienstag‘, als vormittags die Partizipation in der Einsatzstelle reflektiert und am Nachmittag eine erlebnispädagogische Einheit durgeführt wurden. Wie wichtig eine gute Kommunikation ist, wenn man völlig unterschiedliche Standpunkte hat, wurde nicht nur bei der Aufgabe deutlich, blind eine quadratische Seilform zu legen, sondern beschäftigte die Freiwilligen auch am Mittwoch in einer Einheit über Kommunikation und Machtstrukturen. Das Bewusstwerden von Machtstrukturen auch innerhalb unserer Gruppe auf dem Seminar führte in der Folge dazu, dass im Gespräch miteinander eine gute Kommunikation mehr und mehr Bedeutung einnahm. Auch für die Planung des gemeinsamen Projekts der Freiwilligen, das in Peru und Nicaragua verwirklicht werden soll, konnten die Freiwilligen aus den ersten beiden Seminartagen profitieren und ihr Wissen über Kommunikation und Partizipation in die Debatte miteinfließen lassen. Insgesamt lag die Verantwortung für die Gestaltung und Umsetzung des Mittwochnachmittags komplett in der Hand der Freiwilligen. Shaori leitete, als Expertin für Projektmanagement, die Debatte über die unterschiedlichen Vorschläge und Umsetzungen von Projektideen. Die „Bitacora“ brachte wiederum Concep auf den Weg, die ein großes Brainstorming zur gemeinsamen Gestaltung eines „Logbuchs“ vorantrieb. Nachdem der Fokus in den ersten beiden Tagen auf der Gruppe lag, kamen am Donnerstag die Geschichten der Einzelnen stärker zur Geltung. Beim „Theater der Unterdrückten“ wurden die Körper zum Mittel des Ausdrucks. Mit Schaubildern konnten die Freiwilligen Situationen darstellen, in denen sie sich unterdrückt gefühlt haben und traten in spielerische Interaktion mit den anderen Freiwilligen. Durch das Modellieren und Hinzufügen von Akteur*innen wurde das Schaubild mehr und mehr zu einem Schauspiel, in dem die Hauptprotagonist*innen die Möglichkeit hatten ihre Gefühle, Wahrnehmungen, Erfahrungen und Geschichten darzustellen, während alle weiteren Freiwilligen eine beratende und interpretierende Funktion einnahmen, was sich im gemeinsamen Spiel synergetisch auflöste.

Auf den bewegenden Workshop folgte in doppelter Hinsicht der Blick in die Zukunft. Einerseits durch einen kleinen Spaziergang zu zweit und zum anderen durch die gemeinsame Planung des nächsten Zwischenseminars im Frühjahr. Die Freiwilligen brachten hierbei ihre eigenen Ideen nicht nur mit ein, sondern erklärten sich selbst dazu bereit, bei der Planung und Durchführung einen aktiven Teil zu übernehmen. Am Freitag ging dann mit der Reflektion eine intensive und schöne Seminarwoche vorbei.

Was hängen bleibt sind vor allem die Beziehungen zu den unterschiedlichen Menschen, die man während dem Seminar aufbauen konnte. Ob die subjektiven Beziehungen zur Welt, die den Austausch in den Einheiten bereicherten oder die informellen Gespräche und der Spaß am Quatschen und Spielen, am Ende war es ein Geschenk für alle Beteiligten dabei gewesen sein zu können.